Manchmal sieht man eine Szene, fotografiert und weiß, dass es ein gutes Bild werden wird. Situationen, in denen einfach alles zusammenpasst. Motiv, Licht, Ausrüstung und vielleicht am wichtigsten: Motivation. Es ist bei mir zwar seltener, als ich es mir wünsche, aber es kommt vor.
Eine solche Situation ereignete sich auch während unseres Urlaubs auf Mallorca im letzten Jahr. Ich hatte mich vom Abendessen abgeseilt, um zur goldenen Stunde in den Klippen um Sant Elm zu fotografieren. Da ich mir dem Abstieg im Dunkeln von den recht hohen Klippen nicht zutraute, hatte ich mir vorgenommen, bei Sonnenuntergang den Rückweg anzutreten. Und gerade in dieser Situation stimmte alles: der Mond war bereits über dem Landesinneren aufgegangen, die Berge im Vordergrund wurden aber noch von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne angestrahlt. Eine Szene, die an Ansel Adams‘ Bild „Moonrise over Hernandez“ erinnerte. Wie gemacht für das 150 mm Tele und das Panorama-Magazin meiner Bronica. Also schnell die Kamera aufs Stativ, mit dem Spotmeter die Belichtungszeit bestimmt, drei schnelle Schüsse aufgenommen und dann beschwingt über das (vermeintlich) gelungen Bild den Rückweg aus den Klippen gebahnt.
Vermeintlich, weil sich am Ende eine große Enttäuschung offenbarte. Da ich einige Kameras besitze und das Fotografieren bei mir sehr periodisch ist, kann es schonmal passieren, dass zwischen Einlegen des Films und der Entwicklung einige Monate liegen. Besonders, bei so Speziellem wie einem Ilford Pan F+ (auf EI32 belichtet) in einem Panorama-Magazin. Bis ich den Film entwickelte, sollten nach dem spektakulären Mondaufgang noch mehr als sechs Monate vergehen. Bei anderen Filmen hatte es hier keine Probleme gegeben. Nicht so bei dem Pan F+. Jeder, der selbst einmal einen Film, kennt die Anspannung, die bis zu dem Moment herrscht, an dem man die Negative aus der Entwicklungsdose holt und sieht, dass alles in Ordnung ist. Erst folgt Erleichterung, dann Freude. Doch nicht so bei diesem Film. Die letzten Aufnahmen, die ich direkt vor der Entwicklung gemacht hatte, sahen gut aus. Alles so wie es sein sollte. Nur der Anblick der Aufnahmen aus unserem Mallorca-Urlaub schockierte: auf dem Negativ war kaum noch etwas zu erkennen. Als wäre der Anfang des Films komplett unterbelichtet. Auch nach dem Scannen ließ sich in Photoshop nicht wirklich etwas retten. Kaum Schattenzeichnung, extreme Kontraste und starkes Korn. Der Mondaufgang. Mein „Moonrise over Sant Elm“. Verloren.
Eine kurze Suche im Internet brachte des Rätsels Lösung: offenbar ist das latente Bild beim Pan F+ (im Gegensatz zu allen anderen Filmen) extrem instabil und verschwindet schnell. Am besten sollte dieser Film direkt nach der Belichtung entwickelt werden. Sonst droht das, was mir widerfahren ist.
Der anfänglicher Enttäuschung folgte Ernüchterung: Lektion gelernt. Dieser Fehler passiert mir nicht zweimal.