f/286 – Die ersten Bilder

Den ersten Film habe ich mit meiner zur Lochkamera umgebauten Agfa SynchroBox belichtet und mittlerweile auch entwickelt und digitalisiert. Das Handling einer 60 Jahren alten Billig-Kamera unterscheidet sich schon deutlich von dem, mit dem ich sonst so photographiere. Besonders der Filmtransport und die Tatsache, dass ich die Belichtungszeiten berechnen muss und von Hand stoppen, sind etwas gewöhnungsbedürftig.

Der Filmtransport

Als erstes musste ich auf die harte Tour lernen, dass man bei dem Filmtransport etwas mehr aufpassen muss als bei moderneren Filmkameras. Um zum nächsten Frame zu kommen, dreht man solange an dem Transportknopf bis die nächste Zahl im Sichtfenster auf der Rückseite der Kamera erscheint. Die Zahlen sind für verschiedene Filmformate (6×6, 6×6, 6×9) auf die Papierrückseite des Rollfilms gedruckt.
Das Problem ist, dass der Abstand zwischen den Frames nicht sehr groß ist und man schnell mal mehr als einen Frame weitertransportiert hat. So ist es mir auch passiert. Die kleinste Zahl, die ich beim ersten Versuch im Sichtfenster gesehen habe, war die 5. Da ich nicht die Hälfte des Films verschwenden wollte, habe ich die Kamera in den Wechselsack gepackt und den Film zurückgespült. Ziemlich frickelig, aber es hat geklappt. Nachdem mir das kleine Malheur passiert ist, habe ich mal die Rückseite von einem Rollfilm genauer angeschaut. Neben den Zahlen sind auch noch Symbole aufgedruckt, die vorwarnen, dass man bald die korrekte Position erreicht hat. Im Falle des Fujifilm Acros Neopan 100 handelt es sich um kleiner werdende Kreise. Also langsam drehen und auf die Symbole und Zeichen im Sichtfenster achten.
Da ich Zweifel habe, wie lichtdicht das rote Sichtfenster ist, habe ich es mit schwarzem Isolierband abgeklebt, das ich nur für den Filmtransport im Körperschatten entferne.

Auf der Rückseite des Fujifilm Acros Neopan befinden sich Markierungen für die Aufnahmeformate 6x6, 6x7 und 6x9 (von oben nach unten). Je kleiner die Kreise im Sichtfenster werden, desto näher ist man an der korrekten Position.

Auf der Rückseite des Fujifilm Acros Neopan befinden sich Markierungen für die Aufnahmeformate 6×6, 6×7 und 6×9 (von oben nach unten). Je kleiner die Kreise im Sichtfenster werden, desto näher ist man an der korrekten Position.

Das Photographieren mit der Agfa SynchroBox-Pinhole Modifikation

Als erstes musste ich auf meinem ersten Streifzug mit der Lochkamera feststellen, dass ich zwar meinen Belichtungsmesser eingepackt hatte, aber weder Stopuhr noch Handy dabei hatte. So konnte ich zwar die Belichtungszeit bestimmen, aber die Zeit während der Aufnahme nicht stoppen. Da ich mich von so einer kleinen Rückschlägen nicht vom Photographieren abhalten lassen wollte, habe ich einfach mit der alten 21,22,23-Methode die Zeit gestoppt. So sind die Zeiten für die ersten drei Aufnahme abgeschätzt worden. Den Rest der Aufnahmen habe ich am nächsten Tag mit einer Stoppuhr gemacht. Im Vergleich mit den restlichen Bildern lässt sich keine Fehlbelichtung feststellen, was ich eher als ein Zeichen für den immensen Dynamikumfang von Schwarzweißfilm sehe als einen Beweis dafür, dass ich ein außergewöhnliches Zeitgefühl hätte. Aber auf jeden Fall interessant zu wissen, dass man weiter in Richtung low tech gehen und auf eine Stoppuhr verzichten kann. Da die Blendenzahl eh nur eine Näherung ist, reicht es wahrscheinlich auch, die Belichtungszeit ohne technische Hilfsmittel über die „Sunny Sixteen“-Regel abzuschätzen.
Beim Komponieren der Aufnahme hat sich gezeigt, dass der „Sucher“ mehr oder weniger nutzlos ist. Abhängig vom Abstand und Winkel zum Sucher verschiebt sich der Bildausschnitt, den man sieht, gewaltig. Weiterhin musste ich direkt beim ersten Betrachen der Negative feststellen, dass die Bildweite der Lochkamera deutlich länger ist als es der Sucher suggeriert.
Insgesamt macht mir das Photographieren mit der Lochkamera viel Spass, jedoch ist das Handling – im besonderen die Bildkomposition – etwas gewöhnungsbedürftig.

Die Bilder

Lochkamera-Aufnahme im Wald

Schattenschnitt

Lochkamera-Aufnahme des Bachs im Nymphenburger Schlosspark

Go with the flow I

Lochkamera-Aufnahme des Pavilion im Nymphenburger Schlosspark

Pavilion im Nymphenburger Schlosspark

Pinhole-Aufnahme der endlosen Treppe

Die endlose Treppe am KPMG Gebäude

Durch den Beton

Durch den Beton

Detailaufnahme der Isar mit meiner Lochkamera

Go with the flow II

Detailaufnahme der Isar mit meiner Lochkamera

Go with the flow III


Insgesamt ist die Bildqualität wesentlich besser als ich erwartet hatte. Nachdem, was ich im Vorfeld an Lochkamera-Aufnahmen im Internet gesehen habe, hatte ich erwartet, dass die Bilder deutlich unschärfer sind und eine starke Vignettierung aufweisen. Die Bildqualität der Lochkamera-Aufnahmen spricht für die hohe Qualität der verwendeten Lochblende.
Schon wegen der Bewegungsunschärfe durch die langen Belichtungszeiten wirken die Lochkamera-Bilder ein bisschen surreal. Zusätzlich verleiht die leichte Unschärfe, die für Lochkameras typisch ist, den Aufnahmen in meinen Augen etwas von einer Traum-Atmosphere. Dieses Merkmal lässt sich sicher gezielt als Stilmittel einsetzen. Für meine künftigen Aufnahmen werde ich mich auf diese Aspekte konzentrieren und gezielter nach Motiven Ausschau halten, zu denen leichte Unschärfe und lange Belichtungszeiten gut passen.

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