Im Nebel mit der Pentax 6×7

Auch wenn ich mir für dieses Jahr vorgenommen hatte, nichts an Fotoausrüstung anzuschaffen, hatte ich eigentlich die ganze Zeit eine Liste von Kameras im Hinterkopf, die ich gerne hätte. Manche Kameras verschwinden nach einiger Zeit wieder von meiner imaginären Liste, andere kommen hinzu. Aber dann gibt es noch die Konstanten. Die Kameras, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Zu dieser Kategorie gehört für mich das Pentax 6×7 Mittelformat. Trotz meines Vorsatzes habe ich immer mal wieder im blauen Forum die Angebote durchsucht – natürlich nur um zu schauen. Und natürlich lief es dann, wie es immer läuft. Als dann ein irgendwann Ende November ein gutes Angebot für eine Pentax 6×7 auftauchte, war ich ernsthaft in Versuchung geführt – und gab nach.
Mit der neuen Kamera in der Hand und ohne eine Idee für eine Photo-Tour im Kopf habe ich das gemacht, was ich immer mache, wenn ich keinen Plan habe, aber photographieren möchte: einfach losziehen. In dem Fall habe ich Samstagmorgens die Pentax 6×7 und meine Tochter eingepackt und mich in den Schlosspark Nymphenburg aufgemacht mit dem Ziel zehn Bilder – einen Film – zu verschießen. Der Schlosspark Nymphenburg ist mit Sicherheit nicht die spannendste Location, aber für mich leicht zu erreichen. Bequemlichkeit siegt. In diesem Fall war es nicht die schlechteste Entscheidung. Der Morgennebel im Park hatte sich noch nicht verzogen, aber die Sonne kam schon langsam durch. Wirklich eine magische Lichtstimmung. In meiner Vorstellung passte die Situation mit ihrem geringen Kontrast und den Pastelltönen perfekt zum Kodak Portra passen. Etwas voreilig hatte ich jedoch schon Zuhause eine Rolle Ilford HP5+ in die Pentax 6×7 eingelegt. Um den Kontrast etwas zu erhöhen, habe ich den HP5+ kurzer Hand um einen Stopp auf ISO 800 gepusht.

Fußballfeld im Nymphenburger Schloßpark

Fußballfeld im Nebel

Nymphenburger Schloßpark bei Nebel

Nebelstimmung

Das Vorhaben, eine Rolle Film in kurzer Zeit vollzuschießen, erwies sich als eine kleine Herausforderung. Digital sind zehn Bilder kein Problem – zehn Aufnahmen brauche ich schnell für ein Motiv. Im Mittelformat sieht das bei mir anders aus: nichts kann gelöscht werden, jede Aufnahme zählt und irgendwo ist da der eigene Anspruch, dass sich auf dem Film am Ende nur gelungene Bilder befinden. Das Ganze führt dazu, dass mein Durchsatz an Rollfilmen eher gering ist und es dauert normalerweise 2-3 Streifzüge, bis ein Film voll ist. Einen Film innerhalb von zwei Stunden bedeutet für mich schon eine kleine Umstellung. Ich versuche sonst meine Motive mit Bedacht zu wählen und nach Möglichkeit nur ein Bild pro Motiv zu verwenden. Bei meinem Spaziergang kam mir zwar entgegen, dass der Nebel auch gewöhnlichen Motiven eine interessante Atmosphere verlieh. Und trotzdem musste ich mich bei ein paar Motiven überwinden, den Auslöser zu drücken (zum Beispiel beim dritten und vierten Bild). Im Nachhinein bin ich recht zufrieden, wie diese „Motive im Zweifel“ herausgekommen sind. Und die Ausbeute ist auch nicht schlechter als bei Filmen, bei denen ich mit mehr Bedacht vorgegangen bin.
Das Handling der Pentax 6×7 barg für mich wenig Überraschungen: die Kamera sieht aus wie eine überdimensionierte 35 mm Kamera und lässt sich auch so verwenden. Die Kamera kommt einem – gerade im Vergleich mit einer Kleinbildkamera wie meiner Pentax LX – extrem groß und schwer vor. Man muss aber das gigantische Bildformat (viermal so groß wie das Kleinbild) berücksichtigen und vergleichbare Kameras wie zum Beispiel die Mamiya RZ 67 sind wesentlich größer. Im Grunde genommen ist die Pentax 6×7 eigentlich recht kompakt.
Hat man sich mit dem Ausmaßen erstmal abgefunden, liegt die Kamera sehr ausbalanciert in der Hand und ist einfach zu bedienen. Die Pentax 6×7 ist eine komplett manuelle Kamera. Fokus, Blende und Belichtungszeit müssen zwar von Hand eingestellt werden, aber das TTL-Prisma verfügt über einen „match needle“ Belichtungsmesser, der Über- und Unterbelichtung anzeigt. Und zumindest für Schwarzweißfilm reicht die Genauigkeit des Belichtungsmessers aus.
Zwar habe ich mit der Pentax 6×7 auch noch ein 45 mm f/4 Weitwinkel-Objektiv erworben, auf meinem Streifzug habe ich allerdings nur das 105 mm f/2.4 Objektiv verwendet. Und die Resultate sind überragend scharf: meine digitalisierten Negative haben eine Auflösung von ungefähr 24 MPixel – das liegt deutlich unter dem Auflösungsvermögen des Objektivs.

[Ilford HP5+@EI800, entwickelt in Kodak HC-110, Verdünnung B (31+1), 20° C, 7.5 min, in den ersten 4 min alle 30 sec viermal invertiert, dann alle 60 sec]

Schlosspark Nymphenburg

Schloss Nymphenburg im Nebel

Vogelhaus im Nymphenburger Schlosspark

Vogelhaus

Nebel im Schlosspark Nymphenburg

Gegenlicht und Morgennebel

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Comments

  • Conny 21. Dezember 2015 Antworten

    Hi David, es müssen nicht immer aussergewöhnliche Locations sein, wie deine Bilder zeigen. Die Serie gefällt mir sehr!
    LG, Conny

    • David 21. Dezember 2015 Antworten

      Hallo Conny,
      freut mich, dass dir die Bilder gefallen!
      Da hast du recht – es müssen keine außergewöhnlichen Locations sein. Aber irgendwie vernachlässige meine vertraute Umgebung aus photographischer Sicht. Ich weiß nicht warum, aber anscheinend fehlt mir da oft der photographische Blick…
      Viele Grüße,
      David

  • Ivan 17. Mai 2016 Antworten

    Sehr schöne Fotos. Und spannend ist ja relativ. Ich finde die Gegend hast du sehr gut fotografisch eingefangen. Ich finde es auch unglaublich interessant, wie unterschiedlich die Pentax gesehen wird. Ich hatte meine Pentax 67 vor Kurzem verkauft, weil sie mir zu groß und unhandlig war. Aber diese Liste mit Fotoequipment, die im Kopf herumschwirrt, kenne ich nur zu gut ;-)

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