Und sie dreht sich doch… Sternenspuren über dem Bodensee

Sternenspuren über dem Seerhein

Da es letzten Freitag sternenklar war, habe ich mich spontan entschlossen, Sternenspuren photographieren zu gehen. Allerdings ist es nicht ganz einfach, in der Nähe von Konstanz eine geeignete Stelle zu finden. Zum einen schränkt Lichtverschmutzung der Ortschaften die Location-Wahl stark ein, zum anderen ist es über dem See meist diesig. Erst hatte ich überlegt, etwas am Hörnle auszuprobieren, doch dort angekommen, konnte ich keine interessante Komposition finden. Weiterhin hatte ich etwas Sorge, dass Nebel über dem See aufziehen und das Ergebnis versauen könnte.
Also habe ich mich kurzerhand für einen Locationwechsel entschieden und habe mich zum Schänzle aufgemacht. Die Sicht den Rhein entlang war klar und es waren sehr viele Sterne zu sehen. Da ich dort allerdings vorhatte Richtung Westen zu Photographieren, musste ich erst bis zum Monduntergang gegen halb 11 warten.
Insgesamt bin ich wesentlich länger dort geblieben, als ich ursprünglich geplant hatte und mir bei den herrschenden Temperaturen lieb war. Mitten während der zweiten Aufnahmeserie ging in der Schweiz die Straßenbeleuchtung aus (muss irgendwann nach 12 Uhr gewesen sein). Somit bot sich mir die Gelegenheit, bei deutlich reduzierter Lichtverschmutzung die erste Aufnahme noch einmal zu wiederholen – also noch einmal 45 min warten. Irgendwann gegen halb 2 habe ich todmüde und durchgefroren meine Sachen zusammen gepackt und habe mich auf den Heimweg gemacht. Nach dem Zusammenfügen der Aufnahmen hat sich gezeigt, dass sich die Wiederholung der ersten Komposition auf jeden Fall gelohnt hat. In meinen Augen ist das Bild bei der geringeren Lichtverschmutzung das Beste des Abends (das erste in diesem Post).

Für meinen Sternenspur-Aufnahmen nehme ich eine Serie von 30 sec Belichtungen auf, die ich dann in Photoshop zu einem Bild zusammenfüge. Diese Methode bietet gegenüber einer einzigen, langen Belichtung ein paar entscheidende Vorteile. Zum einen, kann man mit dieser Methode im Prinzip endlos lange aufnehmen – in der Praxis also bis der Akku leer oder die Speicherkarte voll ist. Nimmt man nur eine lange Belichtung auf, verringert sich der Kontrast zwischen Sternen und Nachthimmel mit zunehmender Belichtungszeit, da der Himmel immer heller wird, die Helligkeit der Sterne auf Grund ihrer Bewegung aber nicht zunimmt. Zum anderen kann man sehr leicht in der Nachbearbeitung durch die Verwendung von Ebenenmasken störende Elemente wie Autos und Flugzeuge entfernen.  Aber man kann mit dieser Methode nicht nur Dinge aus dem Bild entfernen, sondern –  wie man im zweiten Bild dieses Posts sieht – auch hinzufügen. Der Trick ist ganz einfach: Man stellt sich einfach für eine Aufnahme der Serie ins Bild, hält 30 sec still und sorgt dann in Photoshop mit einer Ebenenmaske dafür, dass einem die Sternenspuren nicht durch den Körper gehen. Meine Position war für so eine Aufnahme geradezu prädestiniert, da der Standort durch eine Straßenlaterne schwach ausgeleuchtet wurde. Das stört bei der Aufnahme der Sternenspuren nicht, aber leuchtet den Vordergrund gut aus (und man muss nicht im Dunkeln mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen im Fotorucksack kramen).

Ein Nachteil ist mit Sicherheit, dass man mit dieser Methode sehr große Datenmengen produziert, die eine aufwendige Nachbearbeitung erfordern. In Photoshop werden alle Aufnahmen als Ebenen übereinander gelegt und der Überblend-Modus ‚Aufhellen‘ gewählt. In diesem Modus werden nur die Pixel in das endgültige Bild übernommen, die heller sind als die in der darunter liegende Ebene. Bei einer idealen Sternenspur-Aufnahme ändert sich nur die Position der Sterne, die Helligkeit des Himmels und des Vordergrundes bleibt gleich. Verwendet man also den ‚Aufhellen‘ Modus, liefert eine Hintergrundebene den Vordergrund und Himmel, die Sterne werden jeweils aus den darüber liegenden Ebenen übernommen und es entstehen Sternenspuren. In der Realität verändern sich jedoch Himmel und Vordergrund permanent: Autos fahren vorbei, Flugzeuge durchkreuzen die Sternenspuren, Hausbeleuchtungen werden angeschaltet. Durch Ebenenmasken kann man verhindern, dass störende Details einer einzelnen Aufnahme in das Gesamtbild übernommen werden. Je nachdem wie viele Details entfernt werden müssen, kann da die Nachbearbeitung einer Serie schonmal ein paar Stunden in Anspruch nehmen.

Da sich Konstanz in der Einflugschneise des Flughafen Zürichs befindet, waren in meinen Aufnahmen einige Flugzeuge zu entfernen – und das ist auch der Grund, warum zwischen der Aufnahme dieser Bilder und diesem Post gut eine Woche liegen.

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Comments

  • Thomas 16. April 2013 Antworten

    Das Vorhaben ist dir gut gelungen trotz der Nähe zu KN (Luftverschmutzung). Besonders cool finde ich die Aufnahme mit dir im Vordergrund.
    Ciao Thomas

  • Rainer Büsching 28. Juli 2013 Antworten

    Super Kompositionen!
    Die Mühe hat sich wirklich gelohnt.

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