Seit längerem habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir ein Tele-Objektiv zuzulegen. Was die Brennweiten bis 135 mm angeht, bin ich mit Festbrennweiten ganz gut ausgestattet. Da ich bei meinen Objektiven sehr viel Wert auf deren Abbildungsleistung gelegt habe, wäre das DA* 1:4 300 mm oder das DA* 1:4 60-250 mm die logische Konsequenz für mich.
Letzten Sommer hatte ich mir bereits für meinen Ausflug nach Altnau das SMC Pentax DA* 1:4 60-250 mm ausgeliehen. Und dieses Objektiv ist wirklich großartig: sehr gute Abbildungsleistung bei allen Brennweiten, hochwertige Verarbeitung, spritzwasserdicht… Aber irgendwie wollte der Funke nicht überspringen. Anders war das zum Beispiel als mein 15 mm Weitwinkel das erste mal an meine Kamera anschloss. Danach habe ich für Wochen ausschließlich nur Bilder mit diesem Objektiv fotografiert. Und die Begeisterung hat bis heute angehalten.
Da die Begeisterung für die langen Brennweiten ausblieb, habe ich den Gedanken, mir eins der DA* Objektive zuzulegen, verworfen.
Ab und zu hat mir jedoch mal eine etwas längere Brennweite gefehlt. Um die Anschaffung finanziell einigermaßen rechtfertigen, habe ich den Entschluss gefasst, für das Tele einen Kompromiss zwischen Abbildungsleistung und Preis einzugehen: das SMC Pentax DA 55-300 mm. In der Pentax-Community gilt dieses Objektiv mit einem sehr guten Preis/Leistungsverhältnis. Wie fast meine gesamte Fotoausrüstung habe ich mir das Objektiv gebraucht im DSLR-Forum zu einem fairen Preis gekauft.

Blumen-Tele-Closeup: Bei 300 mm und kurzer Entfernung sind mit dem DA 55-300 mm schon fast Macro-Aufnahmen möglich. (300 mm, f/8)
Um den Neuerwerb zu testen, habe ich einen Ausflug mit der Familie in den Tierpark Hellabrunn gemacht. Die Kinder konnten die Tiere bewundern und ich ein paar Fotos machen – also wirklich ein Erlebnis für die ganze Familie.
Das Erste, das bei dem DA 55-300 mm auffällt, ist, dass es sich für ein so günstiges Objektiv sehr solide und hochwertig verarbeitet anfühlt. Auch die Fertigungstoleranzen scheinen sehr gering zu sein. Besonders im Vergleich zu dem großen und sehr schweren DA* 60-250 mm ist das Pentax DA 55-300 mm überraschen klein und leicht.
Als Fotograf, der bis jetzt ausschließlich Festbrennweiten verwendet hat, muss ich mich erstmal an das Zoomen gewöhnen. Bis jetzt war die Brennweite für mich immer ein fixer Parameter und der Bildausschnitt wurde nur durch die Wahl eines anderen Standpunkts verändert. Dass ich mit dem DA 55-300 mm den Bildausschnitt verändern kann ohne den Standpunkt zu wechseln, bedeutet eine gewisse Umstellung beim Fotografieren für mich. Mehr als einmal habe ich beim Fotografieren vergessen, dass ich durch einen Dreh am Zoomring die Brennweite verändern kann.
Schon bei den ersten Aufnahmen wurde klar, dass man das Objektiv mindestens einen Stop, am langen Ende des Zooms besser zwei Stops abblenden sollte. Selbst auf dem kleinen Kamera-LCD kann man gut erkennen, dass das DA 55-300 mm nicht wirklich offenblendentauglich ist. Ein Eindruck, der sich bei der Durchsicht der Bilder am PC bestätigen sollte. Nicht, dass ich ein Pixel Peeper bin, aber die Unschärfe bei offener Blende ist durchaus bemerkbar.
Bis 200 mm ist die optische Leistung des Objektivs ganz respektabel, über 200 mm lässt die Bildqualität etwas nach. Um einigermaßen scharfe Bilder zwischen 200 mm und 300 mm zu bekommen, muss ich mindestens auf f/8 abblenden. Da die Belichtungszeit bei den langen Brennweiten entsprechend kurz sein sollten, wird das SMC Pentax DA 55-300 mm durch das starke Abblenden zu einem „gut-Wetter-Objektiv“. Zum Glück war das Wetter bei unserem Trip in den Tierpark recht anständig. Und da exotische Tiere gute Fotomotive abgeben, hatte ich genug Gelegenheit, meinen Neuerwerb im Tierpark Hellabrunn zu testen. Auf dem kleinen Familienausflug habe ich fast 100 Aufnahmen gemacht, von denen ich hier ein paar zeigen möchte, um die Qualitäten des SMC Pentax DA 55-300 mm zu illustrieren.
Beachtet man den geringen Preis des Telezooms (für das Gebrauchte habe ich im DSLR-Forum lediglich 185 € gezahlt), darf man eigentlich nichts schlechtes über das Objektiv sagen: bis 200 mm gibt es keinen Grund zur Kritik an der Bildqualität, das Bokeh ist sehr ansehnlich, durch die Nahstellgrenze von 1,4 m kann man bei 300 mm fast schon Macro-Aufnahmen machen (0,25-fache Vergrößerung). Trotzdem fehlt mir bei dem Objektiv etwas der Charakter. Meine Festbrennweiten haben ihre Stärken und ihre kleinen Schwächen, die es möglich machen, jedes Bild dem entsprechenden Objektiv zuzuordnen. Gerade das Zusammenspiel von ausgeprägten Stärken und kleinen Schwächen können den Fotos das gewisse Etwas geben.
Mein Fazit der ersten Wochen mit dem Pentax DA 55-300 mm ist, dass ich froh bin, nun längere Brennweiten zu Verfügung zu haben – mein Lieblingsobjektiv wird es wohl nicht werden. Beim Zusammenstellen der Fotos für diesen kleinen Review ist mir aufgefallen, dass ich die meisten Aufnahmen bei 300 mm gemacht habe. Vielleicht werde ich doch das SMC Pentax DA* 1:4 300 mm noch in Betracht ziehen.