Budapest

Wie ich schon in meinem Post zum Bau der Lochkamera erwähnt habe, bin ich seit einiger Zeit mit meinem photographischen Schaffen etwas unzufrieden. Mir fehlt der Zusammenhang zwischen den einzelnen Bildern und ein persönlicher Touch. Als Ausweg aus der Unzufriedenheit habe ich mir überlegt, mehr in Sets als in Einzelaufnahmen zu arbeiten und gerade auf meinen Reisen Abstand von Sehenswürdigkeiten und abgegriffenen Stadtansichten zu nehmen.
Mit diesem Vorsatz fest im Hinterkopf habe ich meine Dienstreise nach Budapest angetreten. Da ich diesmal ohne die üblichen Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkte im Visier kein festes Ziel hatte, habe ich mich einfach ein bisschen durchs nächtliche Budapest treiben lassen und nach Motiven Ausschau gehalten. Nachdem ich ein bisschen unmotiviert am Donau-Ufer herumgeknipst hatte, bin ich auf eine Unterführung gestoßen, die unter der Kettenbrücke hindurch führt. Aus irgendeinem Grund hat mich die Unterführung angesprochen – warum, kann ich auch mit dem fertigen Bild vor Augen nicht sagen. Das Photo, das ich vor meinem inneren Auge hatte, war keine der typischen Budapester Stadtansichten mit den beleuchteten Brücken über der nächtlichen Donau. Um ehrlich zu sein, hat das Bild nicht einmal einen Bezug zu Budapest. Dieses Bild hätte an jedem beliebigen Ort der Welt entstanden sein. Aber irgendwie passt das auch zum beruflichen Reisen: Orte werden austauschbar. Egal ob Berlin, Hamburg, Helsinki, Prag, Warschau, Zagreb, Ljubljana oder eben Budapest, mein Tagesablauf ist immer gleich. Ankunft, Abendessen, kleiner Streifzug durch die Stadt, vielleicht ein bisschen Photographieren, Übernachten in den immer gleichen Business-Hotels, 8-10 Stunden beim Kunden, weiter in die nächste Stadt. Manchmal schaffen ich es, ein paar Sehenswürdigkeiten abzuklappern oder Freunde zu treffen. Aber ansonsten ist alles austauschbar. Man kommt nicht an und bleibt fremd. Mittlerweile wache ich manchmal morgens auf und muss im Halbschlaf erst überlegen, in welcher Stadt ich gerade bin. Eigentlich macht es für mich keinen Unterschied, ob ich nun in Budapest bin oder sonst wo – warum also nicht auch ein Bild, das irgendwo hätte entstehen können.
Interessanter Weise ist es mit dem Bild auch so, wie es Martin Gommel in seinem kontroversen Artikel auf kwerfeldein.de beschreibt. Meine gefälligen Stadtansichten, wie zum Beispiel diese aus Prag, zeichnen sich zwar nicht durch einen unverkennbaren Stil oder einen persönlichen Touch aus, waren aber auf 500px sehr erfolgreich. Sobald man jedoch etwas macht, was nicht unbedingt der Ästhetik der Plattform entspricht, fällt die Zustimmung deutlich schmaler aus. Und trotzdem: Ich bin zufrieden.

Unterführung an der Kettenbrücke in Budapest

Unterführung in Budapest

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